Seifenkistenrennen auf dem Goldberg: „Schwerer“ Hofmeister hängt Gangl ab
Goldberg-Cup zieht bei strahlender Herbstsonne deutlich weniger Zuschauer an als vor Corona – Hauptorganisator kritisiert bürokratischen Dschungel.
Von Bernd Heiden
Sonntag, 9. Oktober 2022, 20:36 UhrSindelfingen. Wenn's in der Goldmühlestraße mal kurz nach verkokeltem Kunststoff riecht, dann ist das nicht immer ein Fall für die Feuerwehr. Denn das passiert auch, wenn mal wieder die Seifenkisten beim Goldberg-Cup nach Passieren der Ziellinie auf kurzer Distanz auf Null abbremsen. Nach zwei Jahren pandemiebedingtem Ausfall gingen bei der 14. Ausgabe des Rennens 34 Teilnehmer in 5 Klassen an den Start.
16 Meter auf 200 Metern Länge
Im Vergleich mit den anderen Parcours sei die Strecke von der Dresdner Straße den Goldberg hinab in die Goldmühlestraße weder der anspruchsvollste noch der schnellste Parcours. Was die Strecke besonders macht: 16 Höhenmeter überwinden auf nur 200 Metern. Bei der Zieldurchfahrt erreichten die Schnellsten dabei Geschwindigkeiten von über 50 Stundenkilometern. „Für einen siebenjährigen Jungen, der da ungefedert runterfährt, ist das, als ob der Papa mit 230 Kilometern über die Autobahn brettert“, beschreibt Brandelik das Geschwindigkeitsgefühl. Um die Kisten bei dieser Fahrt im kurzen Zielauslauf zum Stehen zu bringen, da müssten die Piloten dann beim Bremsen richtig zupacken.
Das tun auch Erster Bürgermeister Christian Gangl und Frank Hofmeister. Und sie lassen dabei vermutlich mit am meisten Bremsbelag der Stempelbremsen auf dem Asphalt. Denn bei dem Duo, das sich zum Auftakt im VIP-Rennen duelliert, kommen ein paar mehr Kilos auf die Waage als beim Durchschnittsteilnehmer. Das Gros des Feldes besteht aus Jungen und Mädchen zwischen 7 und 14 Jahren. Wobei Frank Hofmeister seine Kiste mit zusätzlich 10 Kilo Ausgleichsgewicht beschweren darf, um Chancengleichheit gegenüber dem schwergewichtigeren Stadtvertreter zu haben.
„Schneller geht's nicht“
Frank Hofmeister, Geschäftsführer des gleichnamigen Möbelhauses, nutzt die Gelegenheit und hängt das Gangl-Mobil nach zwei Läufen mit einer guten halben Sekunde ab. „Schneller geht's nicht mehr“, ist sich Frank Hofmeister nach diesen seinen Läufen sicher. Die Einschätzung ist ernst zu nehmen, der Mann hat Expertise: Beim letzten Goldberg-Cup 2019 hängte er sogar den Seifenkisten-Weltmeister ab. Mit dem jetzigen Erfolg schafft er gleichwohl nur eine ausgeglichene Bilanz. Beim ersten richtigen Rennvergleich zwischen Team Möbel contra Team Rathaus vor vier Jahren lag noch die Gangl-Kiste vorn.
Hoher Stellenwert
Aber auch wenn die Bänke der 40 Tischgarnituren am Nachmittag ordentlich gefüllt sind, es ist offensichtlich, dass weit weniger Besucher zur 14. Cup-Auflage gekommen sind als zu den Ausgaben der Vor-Corona-Ära. Das bestätigt Robert Brandelik. Er hat auch Erklärungen. Weil man die für Oktober geltenden Corona-Regelungen abwarten wollte, sei man erst vor vier Wochen in die Planung eingestiegen. Wegen der extrem knappen Zeit habe er so nicht mehr geschafft, wie sonst üblich auch Rundfunk und Regio-TV zu informieren. Auch habe man nur 1000 Flugblätter in Briefkästen geworfen. 2019 seien es noch 4000 gewesen.
„Da hast Du zu kämpfen“
Dazu kam fehlende Plakatierungserlaubnis, weil der Antrag laut Amt zu spät eingereicht worden sei, erzählt Brandelik, der freilich auch eine grundsätzliche Kritik Richtung Stadt formuliert: Er habe sich an 41 unterschiedliche städtische Ansprechstationen im Zuge der Organisation wenden müssen und sei dabei auf viele seit 2019 anders besetzte Stellen gestoßen. „Da hast Du zu kämpfen als Veranstalter“, beschreibt er ein nur schwer zu durchdringendes Behördengestrüpp. Christian Gangl nimmt diese Kritik ernst: „Aus unserer Sicht wäre es richtig, künftig einen zentralen Ansprechpartner für solche Veranstaltungen in der Stadt zu haben.“